Eine christliche Trauung bitte!

Hallo,

heute möchte ich euch als der freie Theologe Eures Vertrauens einmal in den Ablauf einer christlichen Trauung einführen.

Zunächst einmal: Was ich euch heute vorstelle, orientiert sich am Ablauf einer evangelisch-kirchlichen Trauung. Ich habe mich für diese Form der Trauung entschieden, da sie so ziemlich alle Elemente enthält, die ihr in eine freie christliche Trauung integrieren könnt. Die meiste freien Theologen gestalten Eure Trauzeremonie genau so, wie ihr es euch wünscht. Versteht diesen Beitrag als Schatzkiste, aus dem ihr euch nach Belieben bedienen könnt.

Nun zum klassischen Ablauf einer christlichen Trauung, wie ihr sie vermutlich von Traugottesdiensten kennt:

1. Musikstück mit Einzug der Braut/ des Brautpaares

Eine christliche Trauzeremonie beginnt in aller Regel ganz klassisch: Die Festgemeinde sitzt auf ihren Plätzen. Dann ertönt Musik und die Braut zieht begleitet von ihrem Vater oder dem Bräutigam ein.

Kleiner Hinweis: Das Ritual des gemeinsamen Einzugs von Braut und Brautvater stammt aus einem patriarchal-archaischen Kulturkreis. Die ursprüngliche Bedeutung dieses Vorgangs ist der Übergang der Braut aus dem Besitz des Vaters in den Besitz des Bräutigams. 

Lasst euch nicht abschrecken, wenn ihr so etwas hört. Denn ein Ritual verdeutlicht immer das, was die Menschen damit in Verbindung bringen. Es würde mich sehr wundern, wenn während eurer Zeremonie ein Gast aufspringen und sich über dieses Machoritual beschweren würde. Vielmehr sehe ich hier eine schöne Möglichkeit, den Brautvater in die Zeremonie zu integrieren.

2. Begrüssung mit Votum

Nun geht es also los: Der Theologe begrüsst die Festgemeinde. Im ganz klassischen Sinne wird die Trauzeremonie dann mit dem Votum eröffnet: «Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.»

3. Lied (optional)

Hier kann nun ein Lied oder eine musikalische Einlage erfolgen.
Bei kirchlichen Trauungen besteht der Pfarrer oft auf Gemeindegesang. Ich persönlich finde es schön, wenn die Gemeinde durch Gesang in die Trauung miteinbezogen wird. (Theologisch gesprochen, die Möglichkeit erhält, ihren christlichen Glauben im Gesang zu bezeugen). Allerdings empfinde ich Gemeindegesang nur als sinnvoll, wenn die Lieder einem Grossteil der Anwesenden bekannt sind und eine aktive Beteiligung zu erwarten ist. Ansonsten empfehle ich, auf die Sangeskünste eines Sängers bzw. einer Sängerin zurückzugreifen. Die vorgetragenen Stücke müssen nicht zwingend einen christlichen Inhalt haben, sondern sollten zu euch passen.

Über die Anzahl der Lieder/ der musikalischen Beiträge könnt ihr frei entscheiden. Ich empfehle an folgenden Stellen Musik einzubringen:  Einzug, nach der Trauansprache, Auszug.

4. Psalm und Eingangsgebet

Das gemeinsame Beten eines Psalms – bei der Auswahl unterstützt euch der Theologe eures Vertrauens gerne – ist eine schöne Möglichkeit, einen Freund in die Zeremonie zu integrieren. 

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder liest die Person eurer Wahl den Psalm vor oder ihr druckt den Psalm in einem Ablauf ab, dann übernimmt der Vorbeter einen Teil und dies Festgemeinde den anderen Teil.

Beispiel:

Vorbeter: Dies ist der Tag, den der Herr macht;
Alle: lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein

Vorbeter: O Herr, hilf!
Alle: O Herr, lass wohlgelingen!

Vorbeter: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Alle: Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.

Vorbeter: Du bist mein Gott, und ich danke dir;
Alle: mein Gott, ich will dich preisen.

Vorbeter: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich,
Alle: und seine Güte währet ewiglich. (aus Psalm 118)

Der Psalm mündet dann in ein Gebet, das entweder der Theologe oder jemand aus eurem Freundeskreis übernimmt.

5. Lied (optional)

6. Ansprache

Die Predigt bildet aus evangelischer Sicht das Zentrum des Gottesdienstes, und im Rahmen eines solchen findet eine kirchliche Trauzeremonie statt.

Eine christliche Trauansprache zeichnet sich – ich kann hier natürlich nur für mich sprechen – durch die Verknüpfung eurer persönlichen Lebens- und Liebesgeschichte mit der christlichen Botschaft aus. Eure Beziehung wird dementsprechend in einen weiteren Horizont gestellt.

Bei mir sieht das meist so aus, dass nach einem persönlichen Teil eine Deutung der Liebe in Bezug auf die göttliche Liebe erfolgt. Als Theologe bin ich davon überzeugt, dass ihr in eurer Beziehung nicht nur auf euch angewiesen seid, sondern von Gott begleitet werdet. «Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm», heisst es in 1Joh 4,16. Und so spreche ich meinen Hochzeitspaaren stets zu, dass Gottes Liebe sie auch in ihrer Beziehung tragen wird. 

7. Lied (optional)

9. Trauung

a) Schriftworte zur Ehe

Eine weitere Möglichkeit Verwandte und Freunde an der Trauzeremonie teilhaben zu lassen bieten die «Schriftworte zur Ehe». 

Vor der Traufrage werden (max. 3) Bibelstellen verlesen, die etwas mit gelingender Beziehung, Liebe oder Ehe zu tun haben.
Beispiel:

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,  sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf. (1Kor 13,4-8)

b) Traufrage/ Trauversprechen

Zu einer Trauung gehört natürlich auch die Bestätigung des Paares, dass sie sich gegenseitig zu Mann und Frau nehmen möchten.

Die Traufrage wird im Rahmen einer christlichen Trauung in den Kontext des Glaubens eingebettet. 

Klassisch lautet die Frage:

«Nachdem wir das Wort der Heiligen Schrift gehört haben, frage ich euch vor Gott und seiner Gemeinde: X, willst du Y als deine Ehefrau aus Gottes Hand nehmen, sie lieben und ehren, Freude und Leid mit ihr teilen und ihr die Treue halten, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.»

Persönlicher ist der Vortrag eine selbstformulierten Trauversprechens. Dies erfordert an einem hochemotionalen Tag allerdings gute Nerven.

c) Kuss (optional)

Ich hatte noch kein Paar, das seine gegenseitige Zuneigung nicht durch einen Kuss bezeugen wollte…

d) Segnung

Das für viele Paare Entscheidende einer christlichen Trauung ist der Zuspruch des göttlichen Segens. Auch Paare, die auf sonstige christliche Elemente verzichten, wünschen sich die Zusage, in ihrer Beziehung nicht auf sich alleine gestellt zu sein. Das Gefühl, dass da noch jemand ist, der sie durch alle Höhen und Tiefen begleitet, ist für viele Paare ein entscheidendes Kriterium.

Ich spreche jedem meiner Paare in der Hoffnung, dass Gott sie auf ihrem Lebensweg begleitet, ihre Liebe wachsen lässt und immer wieder für sie spürbar wird, einen individuellen Segen zu.

e) Traukerze (optional)

Dieses Ritual stammt ursprünglich aus dem katholischen Bereich, wird jedoch immer beliebter.

Ich verbinde das Entzünden der Traukerze mit Johannes 8,12: «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.» Das Licht der Kerze soll das Brautpaar daran erinnern, dass sie die Fähigkeit haben, sich gegenseitig zum Leuchten bringen. Ferner ist es Zeichen des göttlichen Lichtes, das in ihrem Leben strahlt und welches sie nicht nur in ihrer Ehe leuchten lassen sollen.

10. Lied (optional)

11. Fürbitten

Fürbitten kennt ihr ja von eurem sonntäglichen Kirchgang.
Auch hier bietet sich eine wunderbare Möglichkeit, Freunde und Verwandte in die Zeremonie zu integrieren.

Bei der Gestaltung der Fürbitten steht euch euer Theologe gerne mit Rat und Tat zur Hilfe.

Die Adressaten der Fürbitten können frei gewählt werden. Klassische Beispiele wären: Das Brautpaar, alle Freunde und Verwandten, alle, die sich in einer Partnerschaft befinden…

12. Vaterunser

Das Gebet, das die Christenheit eint und euch aus Religions- oder Konfirmandenunterricht hoffentlich bekannt ist…

13. Lied (optional)

14. Segen

Zum Ende der Zeremonie bekommt die gesamte Festgemeinde den Segen Gottes zugesprochen.

15. Musik mit Auszug des Brautpaares

Nun geht es zum Sektempfang, zu Kaffee und Kuchen oder direkt zum Essen. Ende der christlichen Trauung, Beginn der christlichen Ehe. Ihr habt es geschafft, Glückwunsch!

Ich hoffe, ich konnte mit meinem Beitrag einiger Eurer Fragen klären bzw. Anregungen zur Gestaltung Eurer christlichen Trauzeremonie bieten.
Solltet ihr weitere Fragen zum Thema christliche oder kirchliche Trauung haben, nehmt Kontakt zu mir auf. Ich stehe euch gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Daniel Kiefer